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Autor: Herwig Stein

MUSICAL „WINTERGREEN FOR PRESIDENT“ – Besuch der Vorstellung am 11. Juli 2025 im Stadttheater Gießen

MUSICAL „WINTERGREEN FOR PRESIDENT“ – Besuch der Vorstellung am 11. Juli 2025 im Stadttheater Gießen

Unser Musicalbesuch von „Wintergreen for President“ war gleichzeitig auch die letzte Vorstellung des Gießener Stadttheaters vor der Sommerpause. Obwohl das quirlige Stück aus dem Jahr 1931 aus der Feder des weltbekannten Komponisten George Gershwin (Texte: IraGershwin) stammt, feierte es erst im Mai dieses Jahres im Stadttheater Gießen seine deutscheErstaufführung. Von dem Komponisten in den 1930-er Jahren als absurde Politsatire angelegt ,scheint es den Theatermachern bislang wohl etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Aber in derGießener Aufführung werden die Dialoge des Musical-Fundstücks ins Jahr 2025 transferiert: Manspricht von Zöllen, Grönland und dem Panamakanal … und Wintergreen mit blauem Anzug und roter Krawatte hat unübersehbar Ähnlichkeit mit dem aktuellen US-Präsidenten.
Kurz zum Inhalt des Stücks: John P. Wintergreen, der von Politik eigentlich überhaupt keine Ahnung hat, soll Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Also muss ein Themaher, das jeden interessiert, aber so unpolitisch wie möglich ist: die Liebe! Öffentlichkeitswirksam soll Wintergreen die Gewinnerin eines Schönheitswettbewerbs heiraten, doch die Liebe hält sich nicht an Wettbewerbsergebnisse und es ergeben sich nationale und internationale Verwicklungen.
Da die Kritiken zu „Wintergreen for President“ im Vorfeld durchweg positiv waren, sind unsere Erwartungen natürlich hoch. Und wir werden nicht enttäuscht: Gleich zu Beginn zeigen sich uns die Darsteller in einer großen Ensembleszene – laut, schrill und bunt. Spartenübergreifend präsentiert das Musical Gesang, Chor, Schauspiel und Tanz – alles mit viel Tempo, pointierten Dialogen und bösem Witz, der auf die politische Realität von heute abzielt. Das Philharmonische Orchester sorgt Gershwin-like für wunderbaren Klang zwischen Jazz und Ragtime. Und wie man es in Gießen kennt, lösen die Sängerinnen und Sänger ihre Aufgabe sowohl stimmlich als auch schauspielerisch mit Bravour. Zwar werden dem Publikum vor der Vorstellung noch entschuldigend stimmliche „Ausfälle“ im Chor und bei einer Solistin angekündigt, aber davon ist im Publikum nichts zu spüren. Der Bariton kann seine Rolle infolge eines Fahrradunfalls sogar nur mithilfe einer Krücke spielen, aber „the show must go on.“ Die Darsteller auf der Bühne geben zum Abschluss der Theatersaison vor ausverkauftem Haus noch einmal alles und werden mit sehr herzlichem Applaus belohnt.
Nach dem letzten Vorhang verabschiedet die Intendantin Simone Sterr noch einen der jungen Gießener Schauspieler, David Gaviria, der ans Staatstheater Nürnberg wechselt. (Einigen von uns ist er vielleicht noch als Akteur aus dem Stück „Mädchenschule“ bekannt).
Im Kulturring Allendorf/Lda. sind wir nun dabei, unsere Theaterbesuche für die kommende
Spielzeit 2025/2026 vorzubereiten. Schauen wir mal: Wie immer werden wir Stücke aus beiden
Sparten, Musik und Schauspiel, ins Programm nehmen.

E.Z.

Bilder: Ch. Schuller

„Il Trovatore“ von Giuseppe Verdi am 22.6.2025 im Stadttheater Gießen

„Il Trovatore“ von Giuseppe Verdi am 22.6.2025 im Stadttheater Gießen

Bild: GS

„Für „Il trovatore“ braucht man die vier besten Sänger der Welt“ – ein Zitat, welches man Enrico Caruso
zuschreibt. Und die 4 Sänger im Stadttheater Gießen waren da ganz nah dran:
Michael Hyokun Ha als Troubadour Manrico ist in Gießen seit Jahren als Dauergast präsent
Grga Peros als Graf Luna, der in der neuen Spielzeit leider zum Staatstheater nach Hannover wechseln wird
Julia Araujo langjähriges Ensemblemitglied, gab ihr beachtliches Debüt als Leonore
Julia Melanomartig als Gast verkörperte stimmgewaltig die Zigeunerin Acuzena
Und da war auch noch Ensemblemitglied Clarke Ruth, der mit seinem kerniger Bass Hauptmann Ferrando im
Heer des Grafen Luna darstellte.
Die Oper hat keine Ouvertüre, gleich zu Beginn heulen die Sirenen – es ist Krieg !
Der Regisseurin ist es gelungen, eine unverständliche Opernhandlung nachvollziehbar auf die Bühne zu bringen:
ein Erzählquartett mit langen grauen Haaren in schwarzer Kleidung wendet sich auf Deutsch ans Publikum und
berichtet von der Vorgeschichte sowie von nicht gezeigten Handlungselementen.
Das Bühnenbild – wenig abwechslungsreich und ganz in Gelb. Im weiteren Verlauf fallen die gelben Stoffbahnen
und geben den Blick frei auf brandgeschwärzte Wände: Feuer, Leid und Zerstörung überall. Gelb: die Farbe von
Neid und Missgunst. Passt!
Wie bei fast allen Opern gibt es auch hier eine literarische Vorlage: die Handlung basiert auf dem Schauspiel El
trovador von Antonio García Gutiérrez und spielt in Biscaya und Aragonien. Im Schloss von Aljafería
(Aragonien) zeigt man heute noch den Turm des Troubadours – seinen Hinrichtungsort.
Ein weiteres wichtiges Element der Aufführungen im Gießener Theater sind die Pausen: Im oberen Foyer kann
man sich bei einem Gläschen Sekt und kleinen Snacks gütlich tun. Was wir auch gemacht haben.
Am Ende der Vorstellung gab es verdienten lang anhaltenden Applaus für alle Mitwirkenden.—————
Mit seiner im Jahre 1853 uraufgeführten Oper ”IL TROVATORE” schuf Verdi eines seiner beliebtesten Werke.
Als „Trilogia popolare“ werden die drei Opern von Giuseppe Verdi Rigoletto, IL Trovatore und La Traviata
bezeichnet, die seinen internationalen Ruhm begründeten.
In der vergangenen Spielzeit haben wir im Gießener Theater Rigoletto gesehen und jetzt freuen wir uns in der
kommenden Spielzeit 2025/2025 auf La Traviata.
GS

„Romeo und Julia“ auf der Freilichtbühne Hallenberg – Shakespeares Klassiker als modernes Spektakel

„Romeo und Julia“ auf der Freilichtbühne Hallenberg – Shakespeares Klassiker als modernes Spektakel

Unser Besuch der Premierenvorstellung von Romeo und Julia am 15.6.2025 war ein Highlight der Extraklasse!
Landrat Dr. Karl Schneider eröffnete die Spielzeit und unterstrich die Bedeutung der Bühne für die ganze Region.
„Romeo und Julia“, eine der wohl bekanntesten und tragischsten Liebesgeschichte aller Zeiten wurde extra für die
Freilichtbühne Hallenberg in einer modernen Inszenierung zwischen Rock, Filmmusik und klassischem Musical neu
interpretiert. Aber auch komödiantische Momente fehlten nicht.
Alles spielt in der norditalienischen Stadt Verona und schildert die Geschichte zweier Liebenden, die verfeindeten
Familien angehören und sich immer wieder in gewalttätige Auseinandersetzungen verstricken. Die Liebe erfüllt das
Paar mit großen Glücksgefühlen und heimlich lassen sich Romeo und Julia trauen. Doch Romeo wird in einen tödlichen
Kampf verwickelt und anschließend aus der Stadt verbannt. Durch ein Missverständnis glaubt jeder vom anderen, dass
er bzw. sie gestorben sei. Und weil keiner ohne den anderen weiter leben möchte, begehen beide Selbstmord.
Eine beachtliche Leistung für ein Amateurtheater. Da stimmte alles, die Fechtszenen wirken echt und gefährlich. Der
große Chor konnte nicht nur singen, sondern auch tanzen. Medin Jakupovic als Romeo, der sogar auch als Tanz
Choreograph fungierte und Sophia Nebert als Julia spielten überzeugend das liebende und leidende Paar – um nur 2 von
den fantastisch Darstellern zu nennen.
Am Ende erhoben sich die Premierenbesucher von ihren Plätzen zum Beifall für unkonventionelle Neuinszenierung.
Hier und da kullern Tränen.
Nach dieser beeindruckenden Vorstellung fuhren wir zum gemeinsamen Abendessen ins nahe
gelegene Gasthaus „Sauerländer Hof“, und ließen hier den Tag gemütlich ausklingen.
Das war unsere zwanzigste Fahrt nach Hallenberg, wir sind gespannt, was im nächsten Jahr geboten wird. Sicher sind
wir auch dann wieder dabei.

Text und Bilder G.S.

Besuch der Weltuntergangskomödie APOKALYPSE MIAU im Stadttheater Gießen am 18. Mai 2025

Besuch der Weltuntergangskomödie APOKALYPSE MIAU im Stadttheater Gießen am 18. Mai 2025

„Apokalypse Miau“, wirklich ein schräger Titel – und dazu auch noch der Untertitel Weltuntergangskomödie! Beides schien das Stück in der letzten Spielzeit nicht für einen Theaterbesuch unseres Kulturrings zu qualifizieren.

Nun, wir wurden eines Besseren belehrt. Nachdem „Apokalypse Miau“ im letzten Jahr sowohl von der Presse als auch von den Theaterbesuchern gefeiert wurde, hat das Stück in der aktuellen Spielzeit eine Wiederaufnahme erfahren. Mehrere Vorstellungen wurden noch einmal in das Theaterprogramm 2024/2025 übernommen und wir nutzten die Gelegenheit, uns das Stück anzuschauen.

Mit 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kulturrings besuchten wir am Sonntag, 18. Mai, die letzte Vorstellung von „Apokalypse Miau“ im Stadttheater Gießen. Der Inhalt in Kürze: Auf der Verleihung des großen Destroy-Preises treffen Künstler der Film- und Theaterszene aufeinander. Während der Gala konkurrieren hinter der Bühne sowohl Branchen-Urgesteine als auch Instagram-süchtige Nachwuchsschauspieler bei Champagner und Schnittchen um Aufmerksamkeit. Die Künstler erweisen sich auf eine überdrehte und überzeichnete Art als skurrile Typen und die Film- und Theaterwelt wird kräftig karikiert. Kein Klischee wird ausgelassen und aktuelle Themen wie Gendern, vegane Ernährung, Social Media und viele mehr werden spitzzüngig und bitterböse aufs Korn genommen. All das ist so pointenreich und komisch, dass das Publikum viel zu lachen hat. Und inmitten des Ganzen immer wieder die bedrohliche Ankündigung eines herabstürzenden Asteroiden. Als dann nach der Pause die Theaterbühne mit Trümmern übersät ist und der Asteroid tatsächlich eingeschlagen hat, fallen bei allen Figuren die letzten Masken. Der Lack ist ab und die eitle Kunstblase fällt in sich zusammen. Es fallen Schüsse, es gibt Tote, alles ist vorbei. Aber selbst in dieser Endzeitstimmung kommt die Komik nicht zu kurz und es gibt viele erheiternde Momente.

Auch für unsere Besuchergruppe war „Apokalypse Miau“ eine sehenswerte Vorstellung. Wir hatten Spaß beim Zuschauen und es gab viel zum Lachen. Das wunderbare Gießener Ensemble agierte zwischen Glamour und Asteroidentrümmern mit Witz und Spielfreude. Die fast eindreiviertel Stunden bis zur Pause erforderten zwar etwas Ausdauer, aber man wurde bestens unterhalten. Das wandelbare Bühnenbild, die schrillen Glitzerkostüme, die Live-Musik mit Schlagzeug und Synthesizer und die Auftritte des Gießener Kinder- und Jugendchors taten ihr Übriges.

.Gießener Anzeiger: „Lohnender als jede Oscar-Gala“).

E.Z.

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Bilder: Christian Schuller Stadttheater Gießen

„Die Brücke von Mostar“

„Die Brücke von Mostar“

Am 28.03.2025 sahen wir im Stadttheater Gießen das Schauspiel von Igor Memic:
„Die Brücke von Mostar“

1988 in Mostar. Die 4 Freunde Mili (Ali Aykar) Mina (Izabella Radić) Leila (Germaine Sollberger) und Sasha (Nils Eric Müller) schauen dem alljährlichen Wettspringen an der Brücke in Mostar zu. Für sie spielen ethnische Zugehörigkeit und religiöse Orientierung keine Rolle. Sie wollen sich einfach nur ins Leben stürzen – mit dem Soundtrack der Achtzigerjahre von Cindy Laupers »Girls just wanna have fun« oder »Dirty Dancing« im Ohr. Zusammen feiern sie feuchtfröhlich die Nächte durch. Es folgt eine Zeit der grenzenlosen Freundschaft, des Zusammenhalts und diese
Gemeinschaft bleibt auch bestehen, als im Herbst 1992 der Bosnienkrieg ausbricht. Mit Musik, Kaffee und Humor erhalten sie ein Stück der Normalität und trotzen der immer unausweichlicher einbrechenden Zerstörung durch den Krieg – bis die ersten Schüsse fallen. Statt sich für »Mode, Musik und Jungs« zu interessieren, müssen sie nun um ihr Überleben kämpfen.
Das Drama spielt in zwei verwobenen Zeitebenen: Die erwachsene Mina – „Emina“ (Carolin Weber) – hält Rückschau auf die Jahre von 1988 bis 1933 die als reale Bühnenhandlung stattfindet. Am Ende blieb Mina alleine übrig und mit ihr die Erinnerung an eine unbeschwerte Jugend. Leila wurde erschossen, Sasha hat sich aus Verzweiflung das Leben genommen und Mili starb in einem Lazarett.
Es war eine eindrucksvolle Darbietung, die das Gießener Theater präsentierte. Das fünfköpfige Ensembles agierte mit viel Herzblut und Spielfreude. Trotz des ernsten Hintergrunds der damaligen Geschehnisse gibt es auch Momente zum Schmunzeln und Grinsen.
Am Ende gab es verdienten Applaus für alle Mitwirkenden.

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Die Brückenspringer von Mostar (Bosnien-Herzegowina) sind für viele Touristen das Highlight in Mostar. Seit über 450 Jahren besteht die Tradition, sich aus 27 Metern Höhe von der Brücke aus ins Wasser zu stürzen – ein gefährlicher Spaß! Nach dem Motto „du zahlst, ich springe“ warten viele Einheimische oben auf der Brücke, dass die Touristen ihnen Geld bieten, damit sie von der Brücke springen. Und das Unternehmen Red Bull veranstaltet hier am 5.und 6.9.

 

2025 zum 10. Mal die internationalen Klippenspringwettkämpfe.
Foto: Lizenzfrei
GS

Jahreshauptversammlung 14.3.2025

Jahreshauptversammlung 14.3.2025

Am Freitag, den 14.3.2025 fand im Bürgerhaus Climbach die Jahreshauptversammlung des Kulturrings Allendorf/Lda. statt.

Der im Jahre 1951 gegründete Kulturring Allendorf blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurück. Auch im letzten Jahr konnten wir wieder 21 neue Mitglieder begrüßen – Mitgliederstand derzeit 347.
Auf unserem Theaterplan standen 4 Veranstaltungen im Stadttheater Gießen sowie ein Besuch im Staatstheater Wiesbaden. Höhepunkt ist immer die alljährliche Fahrt nach Bad Nauheim zum Neujahrsvarieté im „Dolce“ und auch die Fahrt zur Freilichtbühne Hallenbühne ist immer sehr begehrt. Ebenso die Nachfrage nach einem Besuch in dem kleinen Marionettentheater in Eckelshausen.
Neben den Theaterbesuchen führte uns ein Tagesausflug nach Steinau an der Straße zur Dali-Ausstellung im Brüder-Grimm-Haus und im September besuchten wir Schloss Fasanerie Eichenzell bei Fulda.
Im Rahmen von „Kultur im Fluss“ haben wir eine Besichtigung der Burg Nordeck angeboten. Der erste Vorsitzende Herwig Stein konnte auf dem Burggelände über 80 interessierte Mitbürger begrüßen. Aufgrund des großen Interesses wird diese Veranstaltung zur gegebenen Zeit für unsere Mitglieder wiederholt.
Die insgesamt 11 Veranstaltungen wurden von 427 Personen besucht, teilweise war die Nachfrage so groß, dass wir eine Warteliste führen mussten.
Die Fotogruppe unter Leitung von Hartmut Winkler trifft sich monatlich um ihre Kenntnisse in der Fotografie und der Bildbearbeitung auszutauschen und weiter zu entwickeln.
Im Rahmen der JHV fanden turnusgerecht Vorstandswahlen statt. Die seitherigen Vorstandsmitglieder stellten sich zur Wiederwahl und wurden einstimmig im Amt bestätigt.
1. Vorsitzender Herwig Stein

Stellvertretender Vorsitzender und Leiter der Fotogruppe Hartmut Winkler
Kassenführerin: Erika Hoffmann
Schriftführerin/nen: Evi Zakel, Gisela Schmiedel
Beisitzerinnen/Theatergruppe: Hiltrud Kriep, Christiane Hümmer, Ida Garrecht, Beate Baach.
Geehrt für 70 Jahre Mitgliedschaft wurde Erika Hense. Die Ehrungen für Hedwig Krieb (60 Jahre Mitgliedschaft)
und für unsere langjährige Theaterchefin Johanna Muth (70 Jahre Mitgliedschaft) werden nachgeholt – beide waren bei der JHV verhindert.
Hartmut Winkler zeigte zum Abschluss eine Digitale Bilderschau über das Climbacher Backhaus „Bruut backe, wäis frojer woar“

G.S.

GOOD BYE, LENIN – Vorstellung am 11. Februar 2025 in der Weilburger Stadthalle („Mit Honecker eingeschlafen und mit Kohl aufgewacht“)

GOOD BYE, LENIN – Vorstellung am 11. Februar 2025 in der Weilburger Stadthalle („Mit Honecker eingeschlafen und mit Kohl aufgewacht“)

 

 

Nach der Geierwally im Jahr 2023 besuchten wir mit interessierten Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Kulturrings am 11. Februar eine neue Aufführung in der Weilburger Stadthalle. Gewohnt sicher „chauffiert“ durch Plus Bus-Tours fuhren wir in die Weilburger „Alte Reithalle“, so benannt nach dem früheren Viehhof des ehemals fürstlichen Schlosses. Dort präsentierte die Burghofbühne Dinslaken – im Übrigen das kleinste Landestheater in NRW – das Schauspiel „Good Bye, Lenin“ nach dem gleichnamigen Film von Wolfgang Becker und Bernd Lichtenberg.

Der Film aus dem Jahr 2003 ist eine Familien- und Zeitgeschichte, die das Jahr der Wende umspannt und die Geschichte von Alex Kerner erzählt, der in Ostberlin lebt. Kurz vor dem Mauerfall im Oktober 1989 fällt seine Mutter Christiane, eine überzeugte Sozialistin, ins Koma und „verschläft“ die radikale Veränderung des Landes. Um ihre angeschlagene Gesundheit zu schützen, versucht Alex ihr mit allen Mitteln die Illusion zu erhalten, sie lebe nach wie vor in der alten DDR. Viele von uns kannten den preisgekrönten Film bereits und waren gespannt auf die Umsetzung der Handlung auf einer Theaterbühne.

In der leider nicht ganz ausverkauften Stadthalle sahen wir „Good Bye, Lenin“ als Ensemblestück mit gut aufgelegten Darstellern, die auf unseren Plätzen im Parkett auch akustisch gut zu verstehen waren. Wer Vergleiche anstellen mochte zu „Good Bye, Lenin“ als Film, musste sich möglichweise mit dieser Bühnenversion erst anfreunden. Aber die Umsetzung des Themas durch die wandlungsfähige Schauspieltruppe aus Dinslaken war gelungen. Man darf nicht außer Acht lassen, dass der Originaltext mit seinen vielen Orts- und Zeitwechseln natürlich mit filmischen Möglichkeiten ganz anders inszeniert werden kann. Alle Requisiten auf der Weilburger Bühne (bis auf eine Bank) waren original aus der DDR. Ansonsten bestand das Bühnenbild aus nichts als einer riesigen, variablen grauen Mauer, vor der die Akteure mit einfallsreichen Stilmitteln das alte Leben im Sozialismus sowie das hektische Bestreben zum Erhalt der Schein-DDR zeigten. Das Ensemble brachte dem Zuschauer lebendig nahe, wie sehr Alex, dem Hauptakteur des Stückes, daran gelegen ist, für seine Mutter „den Osten“ zu erhalten. So konnte das Publikum beispielsweise auf unterhaltsame Weise dabei zusehen, wie er verzweifelt versucht, für die kranke Christiane die geliebten Spreewaldgurken zu organisieren. Oder wie er ihr per Fernsehen falsche Nachrichten vorgaukelt  (alternative Fakten würde man heute leider dazu sagen), die von den Darstellern teilweise in Honecker-Manier sächselnd auf die Bühnenwand projiziert wurden. Humorvolle und zugleich berührende Situationen wurden von den Darstellern in Balance gehalten, denn in dem Bühnenstück werden auch die ernsten Themen der Wiedervereinigung nicht ausgespart. So fungierten weitere Darsteller auf der Bühne, die Hausgemeinschaft der Familie etwa oder Christianes Kollegen, als Chronisten und zeigten die Tragik vieler Menschen zu jener Zeit in der DDR: den Verlust von Heimat, Arbeit und Lebensleistung.

Die Aufführung in Weilburg endete mit herzlichem Applaus und wir schlossen uns dem gerne an. Wir dürfen gespannt sein, ob das Weilburger Programm auch im kommenden Jahr etwas Interessantes für uns bereithält.

Bericht: E.Z.

Bilder: B.W.

Vorhang auf für das OVAG Varietee im Dolce Theater in Bad Nauheim

Vorhang auf für das OVAG Varietee im Dolce Theater in Bad Nauheim

Am 31. Januar 2025 fuhr der Kulturring Allendorf (Lumda) mit 78 Freunden des Varietees mit dem Plus Bus Unternehmen Lich in Londorf nach Bad Nauheim und sie haben es, wie auch in den vergangenen Jahren, nicht bereut.
Die 40 Artisten aus aller Welt präsentierten sensationelle Darbietungen der unterschiedlichsten Art.
Da waren Jongleure, Schattentänzer, Papageien, die ihre Runden im Publikum drehten, eine
Gedankenleserin, Bauchredner, Pyramidenkünstler und –künstlerinnen, Slapstick-Einlagen, andere sportliche und lustige Protagonisten.
Auf alle einzeln einzugehen, würde den Umfang des Berichtes sprengen. Spektakulär waren alle Aufritte, die meist mit enormer Muskelkraft zustande kamen. Sowohl als Solist oder Solistin als auch als Mannschaft. Wobei man sich fragt, wie ein Körper dermaßen verbogen werden kann, oder ein Mensch mit seinen Zähnen oder auf dem Kopf solche Gewichte aushalten kann. Die Pyramiden waren einfach toll!!!
Ein besonderer Balanceakt war die Zusammenarbeit einer Bratschistin mit ihrem Partner, dem „Waldgeist“. Sie spielte mit 12 verschieden großen Geigenbögen (40 cm bis zweieinhalb Meter lang), die sie ihm übergab und er daraus einen „Turm“ baute, der zu schweben schien. Wunderschön!
Da es eine Nachmittagsvorstellung war, waren auch viele Kinder im Publikum. Sie kamen auf ihre Kosten, als der Bauchredner mit seinem Frosch auf die Bühne kam und Märchen mit vielen Fehlern
vortrug, und alle Kinder ihn lauthals verbesserten. Da kam Leben in die Bude!
Alle Künstler bekamen für ihre jeweiligen Präsentationen ihren gebührenden Extra-Applaus und zum Schluss anhaltenden Applaus für das ganze Ensemble.
Bei diesen, von der OVAG jedes Jahr auch zum Teil neu engagierten weltweit bekannten Künstlern, ist es kein Wunder, dass seit Bestehen des Varietees alle bisherigen Shows, 602 an der Zahl, ausverkauft waren.
Das war der 5. Besuch des Kulturrings im Bad Nauheimer OVAG-Theater und die Besucher sind immer wieder begeistert.

So haben wir bereits jetzt aufgrund der großen Nachfrage ein Kartenkontingent für die Vorstellung im nächsten Jahr – Freitag den 06.02.2026 – geordert.
HK

Bilder: G.S.

Mitislaw der Moderne – am 16.11.2024 im Stadttheater Gießen

Mitislaw der Moderne – am 16.11.2024 im Stadttheater Gießen

Am 16.11.2024 haben sich 25 Theaterfreunde die Operette „Mitislaw der Moderne“ von Franz Lehar angesehen.
Diesen Einakter komponierte er als Parodie seiner „Lustigen Witwe“ im selben Jahr, als in Gießen das Theater zur Vollendung kam, nämlich 1907.
Nach jeder Vorstellung der Lustigen Witwe konnte man sich im Keller des Theaters in Wien, der sogenannten „Hölle“, den Mitislaw ansehen. Dabei ging es recht frivol zu. Man ließ es sich gut gehen mit Essen, Trinken, Rauchen und anderen netten Dingen. Dass es nicht zu frivol wurde, bedurfte es der Zensur des Kaiserreiches.
In Gießen 2024 entsteht eine „kleine“ Hölle: Im Foyer des Kleinen Hauses beginnt die Vorstellung genauso wie 1907 mit dem Sketch „In der Badewanne“: Claire in ihrem Bällebad wartet auf ihren Baron, der sich verspätet. Es kommt ein ihr unbekannter Mann durchs Fenster, der gerade von einem Treffen mit einer verheiratenden Dame kommt. Er kann die Hitze im Bad schlecht ertragen und fängt mit Claire ein Geplänkel an. Dazu kommt dann ihr Freund, die Verwicklung beginnt, der Fremde gewinnt die Oberhand und der Baron zieht den Kürzeren.
Jetzt begibt sich das Publikum einen Stock tiefer und nimmt seine Plätze ein. Wir erleben eine wirklich tolle Inszenierung mit großartigen Protagonisten unseres Gießener Theaters, die in mehrere Rollen schlüpfen, sowohl als Schauspieler und Schauspielerinnen, als auch die Sänger und Sängerinnen. Es ist sehr gut gelungen, beides miteinander zu verknüpfen. Sogar die kürzlich bestehenden politischen Verhältnisse in Deutschland wurden kurz mit eingebunden. Sehr originell.
Hier in aller Kürze die Handlung: An sich unterscheidet sie sich nicht wesentlich von der „Lustigen Witwe“: Das Land Benzinien stößt in jeglicher Hinsicht an seine Grenzen. Die Bevölkerung wird weniger, die finanzielle Lage ist schlecht. Da soll doch Mitislaw Prinzessin Deodorante, reiche Thronfolgerin des Nachbarlandes heiraten, meint der Großkanzler. Mitislaw lebt schon einige Zeit in Paris, er sagt von sich selbst, er sei „modern“, hat sich die sehr unkonventionelle Lebensweise dieser Stadt angeeignet und hat ungewöhnliche Beziehungsvorstellungen. Dann kommt dem Großkanzler die Idee, Mitislaw könnte seine Frau Tina heiraten, dann wäre er sie endlich los. Es gibt ein Rendezvous mit Tina und Mitislaw, das erfolgreich zu sein scheint. Tina lässt sich von ihrem Mann scheiden um Mitislaw zu heiraten. Leider wird daraus nichts, denn Mitislaw verliebt sich auf der Stelle in Deodorante, die nach Benzinien gekommen ist, um sich über ihren vorgesehenen Ehemann und seine ungewohnten Vorstellungen zu erkundigen. Die Hochzeit wird stattfinden, was aus Tina wird, bleibt offen.
Es war eine rundum gelungene Vorstellung, die uns viel Spaß gemacht hat. Zwischendurch wurde viel gelacht und geklatscht, und am Ende mit anhaltendem Applaus belohnt.
Es war unsere letzte Theaterfahrt in diesem Jahr, aber gleichzeitig die erste Vorstellung in der neuen Spielzeit. Freuen wir uns auf die nächsten Besuche.
HK

Der Schartenhof ließ die Puppen tanzen

Der Schartenhof ließ die Puppen tanzen

Fahrt nach Eckelshausen ins Marionettentheater zur Märchenoper „Hänsel und Gretel“  am 19.10.2024

Wie üblich waren wir mit Plus-Bus auf Tour. Dieses mal führte uns die Fahrt nach Eckelshausen im Hessische Hinterland. Hartmut Winkler begrüßte die zahlreichen Teilnehmer und wies vorsorglich darauf hin, dass die Vorstellung nicht in einem Opernhaus stattfindet, sondern auf dem ausgebauten Heuboden einer „aaalt Scheuer“.

Diese Scheune befindet sich in einem über 300 Jahre alten Fachwerkanwesen, welches 1970 von der bildenden Künstlerin Annemarie Gottfried erworben wurde. Gemeinsam mit ihrer Tochter Katharina und ihrem Schwiegersohn Heinz Zürcher bauten sie den Schartenhof zu einem  Kulturzentrums aus. Die Eckelshausener Musiktage und das Marionettentheater sind von ihr gegründet worden. Der Schartenhof  ist heute ein Zentrum für Kunst, Musik und Theater.

Annemarie Gottfried verstarb 2022 im Alter von 95 Jahren, 5 Jahre nach ihrer Tochter Katharina Zürcher. Seitdem hat die Enkelin Mareile Zürcher buchstäblich die Fäden in der Hand, gemeinsam mit ihrem Vater Heinz Zürcher.

Heinz Zürcher, ehemals Grafik-Designer beim ZDF, gestaltet und entwickelt seit 1997 Bühnentechnik, Bühnenbild und Licht für das Marionettentheater. Beeindruckende Bilder konnten wir während der Vorstellung sehen, so vom gespenstischen Wald, vom Auftritt der 14 Engel, vom verlockenden Knusperhäuschen und vom bedrohliche Hexenofen. Szenenwechsel und Umbauten auf der Drehbühne erfolgten fließend während der Vorstellung.

Mareile  Zürcher hatte uns vor Beginn der Vorstellung darüber aufgeklärt, dass die Marionetten nicht etwa aus Holz hergestellt sind, sondern aus Stoff. Die Fäden der Marionetten ziehen 7 Puppenspieler, die schon seit Jahrzehnten ein festes Ensemble bilden und auf vielen Bühnen im In- und Ausland zu Gast waren. Inzwischen habe das Marionettentheater Schartenhof eine fast 30jährige Erfolgsgeschichte aufzuweisen und 160 Marionetten gehören zum Fundus. Das Repertoire besteht aus 10 Opern und 1 Operette, gespielt wird jeweils nur an 5 Tagen im Februar und im Oktober eines Jahres, daher sind die Karten immer schnell vergriffen.

Passend zum Ambiente des historischen Anwesens ist auch die Musik: zugrunde gelegt werden historische Aufnahmen von großen Opernhäusern. Die Musik zu „Hänsel und Gretel“ stammte aus deiner Gesamtaufnahme aus dem Jahr 1971. Berühmte Künstler liehen den Marionetten ihre Stimme, z. B. Hänsel: Anna Moffo / Gretel: Helen Donath / Vater: Dietrich Fischer-Dieskau / Hexe: Christa Ludwig.

Am Ende der Vorstellung zeigten die Puppenspieler bei geöffnetem Vorhang ihre Fingerfertigkeit und es gab großen Applaus

Leider lies die Akustik etwas zu wünschen übrig und recht eng war es auf der „ Haabiie“ (Heuboden) auch. Von Mareile  wurden wir gefragt, ob wir im nächsten Jahr wiederkommen würden. Ja – zum „Freischütz“ ! Das wäre dann das 6. Mal.

GS

 

 

Fotos: Katharina Zürcher und Kulturring Allendorf/Lda.