Aida im Staatstheater Wiesbaden

Aida im Staatstheater Wiesbaden

Voller Erwartung fuhren ca. 50 Mitglieder des Kulturrings am 17. Nov. 2012 in das Staatstheater Wiesbaden zur Aufführung der Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi. Die Kritiken von der Premiere am 8. Sept. 2012 waren nicht gerade berauschend.

So titelte die Frankfurter Rundschau:

Neuer Dirigent überzeugt bei „Aida“ – Buhrufe für den Regisseur Karaman
Viele „Bravos“ gab es hingegen für die Sänger der Hauptpartien: die Ungarin Eszter Sümegi in der Rolle der Aida“, Andrea Baker als „Amneris“ und als Feldherr „Radames“ brillierte Rubens Pelizarri. Amonasro wurde gesungen von Kiril Manolov und den Oberpriester Ramphis sang Dennis Wilgenhof.

Auszug aus dem Mannheimer Morgen:

„Das mit Ägypten war gestern:
Memphis, Theben, Elefanten, Pharaonen, das war „Aida“ gestern oder vorgestern. Heute spielt Ägypten kaum mehr eine Rolle in den Inszenierungen von Giuseppe Verdis drittletzter Oper, auch nicht in der Neuinterpretation am Staatstheater Wiesbaden. Für den Regisseur Immo Karaman ist „Aida“ vor allem ein Werk über imperiale Herrschaft. Dafür ändert er sogar ein wenig die Handlung. Aus dem Krieg zwischen Ägyptern und Äthiopiern macht er den Kampf eines autoritär-faschistischen Regimes gegen seine inneren Feinde, also das eigene Volk.“

Der eine oder andere Allendorfer Opernfreund mag wohl hie und da einmal die Augen zugemacht haben. Allerdings nicht, weil ihn die Müdigkeit übermannte, sondern weil er nur der wundervollen Musik lauschen wollte sich nicht von den skurrilen Regieeinfällen ablenken lassen wollte: Eine Kinder-Truppe mit hängenden Gasmasken-Schläuchen als Rüsselersatz symbolisierte die Elefanten. Das Ballett bestand lediglich aus 4 Tänzerinnen im Look von amerikanischen Truppenbetreuerinnen. Der unterlegene äthiopische König Amonasro agierte in lächerlichen kurzen Hosen. Und die Triumphmarsch-Travestie fanden wahrscheinlich auch nicht alle Verdi-Fans lustig.

Der vierte Akt bot wenig Überraschendes – vor einer überdimensionalen Schiffswand machten sich Aida und Radames in holder Zweisamkeit gen Himmel davon, begleitet von einer riesigen Trockeneiswolke, die über die Bühne wabberte. Leider haben die modernen Inszenierungen auch die Oper erreicht und ich bin wahrscheinlich zu konservativ, um die modernen Regisseure zu verstehen. Ich gehe in die Oper, um dort Kunst und Musik zu genießen und nicht, um mit den Problemen der Menschheit konfrontiert zu werden. Unsere jungen Leute fanden die „Aida“ zwar teilweise etwas seltsam, erstaunlicherweise hat ihnen die Aufführung im Großen und Ganzen aber gut gefallen.

Was mich betrifft: Ich will in erster Linie gute Musik hören. Und ich will nach einer Opernvorstellung nicht Gedankenversunken, verwirrt und irritiert nach Hause schleichen und mich ständig fragen, was der Regisseur nun damit gemeint haben könnte. Beim Schauspiel mag das ja angehen. Doch bei der Oper muss ich das nicht haben!

Gisela Schmiedel

Hier einige Bilder der Aufführung (mit freundlicher Genehmigung des Staatstheaters Wiesbaden, ©Martin Kaufhold).

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