„Geschlechterzores“ in Allendorf
Kulturring hatte zu Leseabend eingeladen: Siegward Roth las im Künstlerhof Arnold aus seinen Büchern Geschlechterzores (in Mundart) und K-Wache (auf Hochdeutsch)
ALLENDORF/LUMDA (kim). Zu einem Leseabend aus seinen Büchern hatte der Kulturring Allendorf am Freitagabend den aus der nicht mehr bestehenden Mundart-Gesangsgruppe „Fäägmeel“ weithin bekannten Siegward Roth in den Künstlerhof eingeladen. Wegen des unsicheren Wetters wurde die Veranstaltung vorsichtshalber vom Biergarten in die stilgerecht eingerichtete Scheune verlegt. Dort begrüßte der 2. Vorsitzende Hartmut Winkler die etwa 35 Besucher zu einem unterhaltsamen Abend, stellte den Autor kurz vor und betonte, der Kulturring wolle mit solchen Veranstaltungen etwas mehr Kultur in das Lumdastädtchen bringen.
Nach Beendigung des Projekts „Fäägmeel“ blieb für den Autor Roth mit dem „Geschlechterzores – En Leitfoarrem fier mittelhessische Männer“ (erschienen 2007) die Mundart weiterhin ein wichtiger Bestandteil seines Schaffens. In den von ihm ausgewählten Auszügen kam immer wieder die unterschiedliche Gefühlslage von Mann und Frau zur Sprache. Zum Beispiel beobachtet ein Ehepaar in einem vornehmen Restaurant, wie ein Mann gegen eine Glastür rennt. Er reagiert mitfühlend und stöhnt mit schmerzverzerrtem Gesicht „Oauuh“, sie lacht schallend und sagt vorwurfsvoll: „Geje de frisch gebotzte Scheib!“ In „Das brechende Auge“ erzählt sie ihren Traum, er sei gestorben und sie habe ihm das brechende Auge zugedrückt, seine Antwort: „Du häst ean deim Traum oabwoarte kenne, bis es ganz gebroche woar.“ Und abschließend bemerkt sie: „Wann eener vo ihs bäre stirbt, dann zeih ech wirrer noch Geiße!“
Nach einer kurzen Pause ging der Autor zum Hochdeutschen über und zitierte aus seinem Kriminalroman „K-Wache“ (erschienen 2011), der aus dem Alltag einer Gießener Polizeiwache am Berliner Platz berichtet. Alle im Roman genannten Orte werden dem Gießenkenner bekannt vorkommen. Beispielhaft las Roth, wie der Kriminalhauptkommissar Hecker in einer Nacht zwei Einbruchs-Tatorte aufnehmen muss. Der eine ist eine Villa am Schwanenteich, bewohnt von einem arroganten Professor, der glaubt, den Kommissar vorwurfsvoll belehren zu müssen, sowie von seiner ebenso arroganten und erheblich jüngeren Ehefrau. Der zweite Tatort liegt in Wieseck im Parterre eines Mehrfamilienhauses, bewohnt von einem Rentnerehepaar aus dem Arbeitermilieu, das ihn freundlich begrüßt, sich für sein Kommen bedankt und ihn mit Kuchen und selbstgemachtem Himbeersaft bewirtet. Schließlich wird er zu einem dritten Tatort in der Schottstraße beordert, wo eine angekündigte Gewalttat stattgefunden hatte. Allerdings war nicht die junge Frau, die sich bedroht fühlte, sondern ihr Vater das Opfer und bereits in die Notaufnahme eingeliefert. Im Gewusel zwischen Sanitätern und Spurensicherung musste Hecker die Angehörigen befragen, was sich bei deren Schock schwierig gestaltete.
Nach rund 90 Minuten beendete Siegward Roth die Lesung und wurde mit reichlichem Beifall belohnt.
Hier einige Bilder dieses Abends.