Der Kuss der Spinnenfrau
Gut besetzt war der Bus wieder einmal, der uns zum Musical „Der Kuss der Spinnenfrau“ in das Stadttheater Gießen brachte. Trotz anfänglicher Bedenken wegen des evtl. heiklen Inhalts hatten wir dieses Musical noch nachträglich in das Theaterprogramm 2014/2015 aufgenommen. Nicht zuletzt deshalb, weil uns die beiden Hauptakteure Sophie Berner (in einer Doppelrolle als Spinnenfrau und Aurora) und Andrea M. Pagani schon in „Cabaret“ und „I wanna by loved by you“ begeistert hatten. Dennoch keine leichte Kost – die Themen, die auf der Bühne dargestellt werden, sind ernst und aktuell.
Im dunklen Theater leuchtet ein riesiges blaues Spinnennetz auf der Bühne, eine fahrbare kleine Gefängniszelle und bewegliche Gitterwände bildeten die weitere Kulisse. Erzählt wird die tragische Geschichte der beiden Gefängnisinsassen Valentin und Molina. Zwei vollkommen unterschiedliche Männer treffen im Folter-Gefängnis eines totalitären Staates aufeinander: Der linke Aktivist Valentin wird gezielt in die Zelle von dem weibischen Molina gesperrt. Man erhofft sich davon, dass dieser den Neuankömmling aushorcht. Aus Valentíns anfänglicher Abneigung gegen den für ihn fremdartigen Zellengengenossen entwickelt sich gegenseitiges Interesse aneinander und Zuneigung, nicht zuletzt weil Molina sich in die Fantasiewelt der Filme flüchten kann, um das unerträglich harte Gefängnisleben zu ertragen.
Neben der düsteren Gefängnisatmosphäre entführten uns die Tagträume von Molina in die bunte Welt der Filme. Kontrastprogramm waren traumhafte Musikfilm-Szenen und temperamentvolle Revue-Auftritte. Aurora ist der große Star der von Molina so verehrten Filme, aber auch die Spinnenfrau, deren Kuss den Tod bringt. Die Spinnenfrau repräsentierte den Tod der Insassen in diesem Foltergefängnis, dem letztlich auch Molina zum Opfer fällt.
Ein großes Spinnennetz bildet mitsamt der vom Schnürboden herabschwebenden Spinnenfrau Sophie Berner einer der Höhepunkt des Abends. Stimmgewaltig sang sie das „Lied der Spinnenfrau“. Die hochstehenden Fasanenfedern an ihrem schwarzen Leder-Nieten-Kostüm standen ab wie Spinnenarme so sah sie einer Spinne im Netz entsprechend ähnlich.
Catherine Mivilles Inszenierung wartet mit viel Personal auf, darunter Chor und Akteure der Tanzcompagnie, die uns alle begeisterten. Alles in allem war die Vorstellung ein Fest für Augen und Ohren und die Akteure wurden mit lang anhaltendem Beifall belohnt.