Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart
Szenische Aufführung in Koproduktion mit den KunstFestSpielen Herrenhausen. So stand es im Spielzeitheft 2013/2014 des Stadttheaters Gießen, als der Vorstand des Kulturrings dieses Stück in sein Programm aufnahm.
Was uns jedoch am 22. Juni 2014 beim Besuch dieses Konzertes in Gießen erwartete, hatte zunächst wenig Ähnlichkeit mit Mozarts Requiem: undefinierbare Klänge und Geräusche – ein Baugerüst, eine Leiter, ein Schrottauto und ein Ehebett dienten als Ausstattung und im Hintergrund lief ein Spruchband mit Worten aus der Offenbarung des Johannes, der Apokalypse. Eine schwangere Frau trug unheilvolle Verse vor. Dieses düstere Szenario wurde begleitet von der eigenartigen Komposition Richard von Schoors.
In der Rezension des Gießener Anzeigers über die Premiere vom 20. Juni 2014 ist zu lesen, dass die ersten Zuschauer bereits nach 20 Minuten den Saal verließen – die Überschrift lautete allerdings: „Tölzer Sängerknaben retteten den Abend“. Und so war es denn auch. Als Mozarts Musik einsetzte und die glockenreinen Stimmen der Sängerknaben erklangen, konnten wir endlich Mozarts Musik erkennen, leider jedoch noch zweimal unterbrochen von Van Schoors seltsamer Komposition.
Musikdramaturg Christian Schröder, den wir bereits bei zwei Opern-Einführungen kennen gelernt hatten, schwärmte von einer sensationellen Besetzung: Damit meinte er nicht nur den Tölzer Knabenchor, sondern auch den international bekannten Counterenor Valer Sabadus, den wir schon als Kaiser Nero in „Agrippina“ erlebt hatten, den Altus Filip Minechhia , sowie den Tenor Daniel Johannsen und den Bass Tomas Kral. Und genau wie bei der Premiere in Herrenhausen spielt das Philharmonische Orchester Gießen unter der Leitung von Generalmusikdirektor Michael Hofstetter.
Als am Ende schließlich das wunderschöne „Ave verum“ von Mozart erklang, versöhnte uns das wieder einigermaßen. Die Sängerknaben kamen um eine Zugabe nicht herum und wurden natürlich mit dem meisten Applaus belohnt. Erstaunlicherweise oder auch glücklicherweise war die Vorstellung bereits nach 70 Minuten zu Ende, also 20 Minuten früher als ursprünglich geplant.
Fotos: Rolf K. Wegst