WER, WENN NICHT WIR – Die Schwätzer in Gießen

WER, WENN NICHT WIR – Die Schwätzer in Gießen

Das war was! Ein buntes turbulentes Spektakel. Da hatte es die Regisseurin Astrid Jacob schwer mit der Inszenierung von Offenbachs Operette LES BAVARDS („Die Schwätzer“). Diese Operette spielte zwar in Bad Ems, aber die Seltersweg-Schwätzer Mariechen, Waldemar und Justus stürmten die Bühne, wollen das wenig bekannte Meisterwerk stilecht an die Lahn verlegen und mischten sich wortreich in das Geschehen ein.

Das Trio infernale schickte am Ende die Regisseurin nach Hause und machte aus der Geschichte eine Gießen-Operette. Es ging um Justus von Liebig, das Elefantenklo, die Universität und um das weit über die Grenzen hinaus bekannte Gießkannenmuseum. Auch der Landesvater spielte eine Rolle und diverse scherzhafte Anspielungen auf die Kommunalpolitik fehlten natürlich auch nicht.

Nach einigen „Schwätzer-Stücken“ wurde auch Musik anderer Komponisten karnevalistisch umgedichtet, so das Trinklied aus „La Traviata“ und der „Gartenzwergmarsch“ der Jacobsisters. Das „Libretto“ dieser Operetten- Revue haben Jürgen Nimptsch und Lajos Wenzel geschrieben. Beide Künstler sind sonst für den Kölner Männergesangsverein Cäcilia Wolkenburg tätig und schreiben komisch-parodistische Theater- oder Singspiele im kölschen Dialekt für Funk- und Fernsehen. Jürgen Nimptsch war zudem von 2009 bis 2015 Oberbürgermeister von Bonn.

In der Rolle des Schlammbeisers erlebten wir Martin Koob, er ist seit 25 Jahren für Deutschlands ältestes englischsprachiges Theater, das Keller Theatre in Gießen als Schauspieler und Regisseur tätig und seit 12 Jahren Künstlerischer Leiter. Außerdem gab es ein Wiedersehen mit gern gesehenen KünstlerInnen des Stadttheaters wie Carla Maffioletti, Tomi Wendt, Sofia und Karola Pavone. Letztere haben wir im Oktober 2017 als quirlige Zerlina in „Don Giovanni“ gesehen. Ebenfalls quirlig und unterhaltsam waren die Balletteinlagen (Choreographie: Tarek Assam). Ein Höhepunkt war sicher die Gießkannen-Can-Can-Kantate

Auch interessant: Sofia und Karola Pavone haben zusammen mit einer weiteren Schwester – Dorothea, diese ist Chorleiterin in Buseck – Allendorfer Wurzeln. Und die Regisseurin Astrid Jacob wirkte als Kabarettistin im Ensemble der Münchner Lach- und Schießgesellschaft mit Dieter Hildebrandt, Werner Schneyder u.a. mit. Catherine Miville war damals Assistentin und später auch Regisseurin der erfolgreichen Fernsehsendung und übernahm 1986 auch die Geschäftsführung und künstlerische Leitung bis zu ihrem Wechsel als Intendantin an das Gießener Theater. Sieh an!

Ergebnis: ein bunter karnevalistischer Spaß mit stürmischer Orchesterbegleitung. Und die stimmgewaltigen Sänger schafften es, gegen die temperamentvolle Musik aus dem Orchestergraben anzusingen. Tolle Leistung. Diese gelungen Operette war eine Hommage an Gießen, der stürmische Apllaus am Ende bestätigte dieses.

Ach so: und Bad Ems, der Ort der Uraufführung 1862, ist jetzt zum Vorort von Gießen erklärt.

GS

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