Besuch von Hofgut und Schloss Friedelhausen

Besuch von Hofgut und Schloss Friedelhausen

Am Freitag, dem 19. Juni 2015 besuchte der Kulturring Allendorf/Lda. das idyllisch gelegene Hofgut Friedelhausen.  Schon 1564 entstand das erste Schloss Friedelhausen.  In dem dortigen Rittersaal, wo unsere Führung begann, finden heute Konzerte und hofinterne Veranstaltungen statt. In den folgenden Jahrhunderten entstanden die übrigen Gebäude des Anwesens. Zwei weitere große Wohnanlagen mit behinderten-gerechten Wohnungen befinden sich gerade im Bau.

Als die Hofgemeinschaft für heilende Arbeit e.V. das Gut vor 30 Jahren von der Besitzerfamilie von Schwerin pachtete, war ein Großteil der Wirtschafts- und Wohngebäude jahrelang ungenutzt und deshalb renovierungsbedürftig. Mit Spendengeldern und viel Eigenarbeit sanierte der Verein das Gut, um dort die erste Gruppe behinderter Kinder und Schüler zu beherbergen. Heute wohnen und arbeiten hier 45 Erwachsene mit Handicap gemeinsam mit nicht behinderten Menschen. Aus umliegenden Gemeinden kommen jeden Tag weitere zwanzig Mitarbeiter nach Friedelhausen, um hier ihrer Tätigkeit nachzugehen.

Bei einer Führung durch Frau Bettina Brandt – einer Mitarbeiterin des Hauses – konnten wir uns  von der Arbeit und dem Leben in dieser Einrichtung informieren. Die Bewohner  leben und in harmonischer Eintracht in Wohngruppen und arbeiten entsprechend ihrer unterschiedlichen Begabungen z.B. in der Holzwerkstatt, der Käserei, der Landwirtschaft, der Gärtnerei oder Hauswirtschaft. Über insgesamt 76 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche werden im Einklang mit der Natur bewirtschaftet. Jeweils 1/3 der erwirtschafteten Erträge werden im Hofläden und auf Märkten verkauft, 1/3 wird an örtliche Bioläden geliefert und ein weiteres Drittel an Hotels und Kantinen und dient auch dem Eigenverbrauch.

Im Hofcafe wurden wir mit Köstlichkeiten aus der landwirtschaftlichen Produktion  bewirtet, anschließend konnten wir im Hofladen die hier hergestellten Produkte käuflich erwerben.

Ein kleiner Spaziergang führte uns zu dem heutigen Schloss Friedelhausen. Gräfin Anna von Schwerin erwartete uns bereits und machte uns mit der Geschichte des Schlosses bekannt. Der damalige Besitzer des alten Schlosses, Adalbert Freiherr von Nordeck zur Rabenau, erbaute das Schloss 1851 für seine aus London stammende Ehefrau Clara, die mit dem mangelnden Komfort im alten Schloss nicht einverstanden war. Während in ihrer Heimatstadt die Häuser bereits mit modernen Sanitäranlagen ausgestattet waren, musste sie sich hier mit einem Plumpsklo zufrieden geben.

Als Baumaterial für das spätgotisch gehaltene Gebäude kam dunkler Basalt, der Lungstein, zum Einsatz, der schon seit Jahren auch bei der Restaurierung des Kölner Doms verwendet wird. Das vulkanische Gestein stammt  aus dem Londorfer Steinbruch, wo er heute noch abgebaut wird.

Ein aufwändig gestaltetes Treppenhaus  mit einem kunstvollen schmiedeeisernen Geländer führt in eine Halle, deren Decke mit den Kreuzgewölben  von vielen schlanken Pfeilern getragen wird. Die sorgfältigen Steinmetzarbeiten stammen von örtlichen Handwerkern. „Es waren die Jungs aus der Rabenau“  erzählte die Gräfin, „die dieses wunderbare Schloss in mühevoller Arbeit erbaut haben“.
Im Inneren haben sich, insbesondere im Eingangsbereich und in den Hallen originale Wandgemälde erhalten. Auch Möbel und Tapeten sind teilweise noch im Original erhalten.

Durch diese Halle gelangten wir in ein von der Gräfin von Schwerin neuerdings eingerichtetes  „Rilkezimmer“. Der Dichter war in  den Jahren 1905 und 1906 auf Einladung der Gräfin Luise von Schwerin geb. Freiin von Nordeck zur Rabenau für mehrere Wochen zu Gast. „Mein Leben, alles was ich bin, ist durch Friedelhausen gegangen, wie ein ganzer Fluss durch die Wärme einer besonnten Gegend geht, ausgebreiteter und breiter gleichsam und glänzend mit allen seinen Wellen“ schrieb er an Gräfin Luise.

Ganz angetan waren wir auch von der Bibliothek mit den wunderschönen alten Möbeln, die sich noch darin befanden. Die Küche befand sich im Keller – jedoch verfügte das Schloss bereits über einen Speiseaufzug, der die Köstlichkeiten zu den Herrschaften transportierte.

Der heutigen Grafenfamilie ist sehr daran gelegen, ihren wunderschönen Besitz durch aufwändige und kostenintensive Restaurierungsarbeiten zu erhalten, die nach denkmalschutzrechtlichen Vorgaben ausgeführt werden müssen.

Die Ausführungen der Gräfin hatten uns sehr interessiert und Hartmut Winkler bedankte sich im Namen des Kulturrings Allendorf/Lda. bei Frau von Schwerin dafür,  dass sie eine Besichtung ermöglicht hatte.

Fotos: Kulturring Allendorf e.V. Privat

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